Thomas Dempfle
Ich setzte den Fuss in die Luft, und sie trug.
Hilde Domin
Bildungsgangsleiter, Fachdozent
Thomas hat in seinem Leben immer wieder bekannte Räume verlassen, um ins Unbekannte vorzudringen. Obwohl es zunächst wie Brüche in seinem Leben erschien, erkannte er im Laufe der Zeit, dass die verschiedenen Erfahrungen allmählich ein wunderschönes und reiches Gesamtbild formten.
Das zentrale Thema, das Thomas sein ganzes Leben begleitet hat, ist die Schaffung von Räumen, in denen das Unsichtbare erfahren und erlebt werden kann. Ursprünglich war er als Schauspieler tätig, denn die Bühne bietet einen Freiraum, in dem grundsätzlich alles möglich ist und das Unsichtbare, Unaussprechliche erscheinen darf.
Seine zweite Leidenschaft galt dem Vermitteln und Unterrichten. Anfangs unterrichtete er Schauspiel, Atem- und Körperarbeit sowie später Tanz. Beim Lernen bewegen wir uns stets in einem Grenzbereich: die Grenzen zwischen Nicht-Wissen und Wissen, zwischen Nicht-Können und Können. Thomas empfindet es bis heute als Geschenk, diese Entwicklungsprozesse begleiten zu dürfen.
Das Betreten solcher Grenzbereiche führt zwangsläufig dazu, sich mit Emotionen und Blockaden auseinanderzusetzen, die durch diese Prozesse hervorgerufen werden. Nachdem er sich mit verschiedenen Therapieformen auseinandergesetzt hatte, konzentrierte er sich zunehmend auf systemische Aufstellungen. Auch hier steht erneut ein Raum im Zentrum – das wissende Feld.
Als Fachmann für Rituale ist es ihm ein Anliegen, einen rituellen Raum zu schaffen, in dem Veränderung und Wandel im Leben sinnlich erfahrbar werden.
Der Raum, den er als Sterbe- und Trauerbegleiter schafft, ermöglicht es den Menschen, sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen und Trost zu finden, wenn Worte allein nicht ausreichen.
Warum begleitet Thomas nun das Thema sein ganzes Leben? In diesen Räumen sind Begegnungen möglich – Begegnungen mit anderen Menschen, der Natur und mit sich selbst. Dabei begegnet man sowohl den sonnigen als auch den dunklen Seiten des Lebens, der ekstatischen Freude sowie der tiefsten Trauer.
Und wer dies möchte, tritt aus diesen Räumen anders hervor, als er hineingegangen ist: erfüllt und reich.