Wie Trauer unsere Gene beeinflusst und Heilung für kommende Generationen schafft

Trauer ist ein tiefgreifender Prozess, der nicht nur unsere Seele, sondern auch unsere körperliche Gesundheit beeinflusst. Neueste Erkenntnisse der Epigenetik zeigen, dass starke emotionale Erfahrungen, wie Trauer, in unserer Geninformation weiterwirken und Spuren hinterlassen können, die über Generationen hinweg vererbt werden können.

Wie Trauer epigenetisch wirkt

Jeder Trauerprozess ist individuell und doch Teil einer universellen Erfahrung. Die Epigenetik zeigt uns, dass Emotionen wie Trauer biochemische Prozesse auslösen, die die Genexpression beeinflussen und potenziell in unseren Zellen gespeichert werden können. Wenn diese Emotionen unausgesprochen oder unterdrückt bleiben, tragen wir diese Prägungen mit uns und können sie so unbewusst an unsere Nachkommen weiter geben. In diesem Zusammenhang scheint es umso wichtiger, Trauerprozesse achtsam und bewusst zu durchleben. Für „normale“ Trauerverläufe mag uns dies, zumindest aus gesellschaftlicher Sicht, noch möglich erscheinen. Doch bei anderen Trauerformen gestaltet sich der Umgang mit dem Verlust weitaus schwieriger.

Die Auswirkungen enrechteter, verzögerter und verdrängter Trauer

Gesellschaftliche Normen prägen in vielerlei Hinsicht die Art und Weise, wie Menschen Trauer erleben und entsprechend einen Verlust verarbeiten.  Viel häufiger als man denkt kommt es zu sogenannter „entrechteter (sozial nicht anerkannte) Trauer“ – einem Zustand, in dem Trauer vom direktem oder indirektem Umfeld aberkannt und/oder von der Gesellschaft nicht als legitim wahrgenommen wird. Diese Form der Trauer tritt zum Beispiel auf, wenn es sich um den Verlust einer Person außerhalb der engeren Familie handelt oder wenn die Art des Verlustes als „unangemessen“ empfunden wird (zB Abtreibung, Tod Ex-Ehepartner, Tod Haustier, Trauer um stigmatisierte Person (zb sich in Haft befindende Person), berufliche oder finanzielle Verluste, verlorene Freundschaft, Ende der sportlichen Laufbahn, Verlust von Heimatort/Kultur, unerfüllter Kinderwunsch,…). Solche Verluste entsprechen häufig nicht den gesellschaftlichen Erwartungen an „normale“ Trauer, weshalb betroffene Personen ihre Gefühle oft verbergen oder unterdrücken. Die mit dem Verlust verbundenen Emotionen bleiben so oft unbenannt und wirken sich als tiefe, innere Unruhe oder als Scham- und Schuldgefühl auf die Betroffenen aus. In vielen Fällen entsteht ein intensiver emotionaler langanhaltender Druck und nicht selten kommt es zu chronischer oder komplizierter Trauer.

Bei verzögerter Trauer stellen sich Trauergefühle nicht unmittelbar nach einem bedeutenden Verlust ein. Für einige Betroffene verstärken sich diese Gefühle erst mit der Zeit, wodurch der Umgang mit dem Verlust Monate später deutlich belastender werden kann. Verzögerte Trauer tritt oft dann auf, wenn der Verlust einer nahestehenden Person mit weiteren einschneidenden Veränderungen zusammenfällt, wie etwa dem Verlust des Arbeitsplatzes, eines Umzugs oder bei gesundheitlichen Schwierigkeiten. Auch entsteht eine Verzögerung häufig, wenn Trauernde das Gefühl haben, für ihre Familie stark sein zu müssen und sich daher vorwiegend auf die Unterstützung anderer konzentrieren.

Hier, ebenso wie bei verdrängter und fehlender Trauer, wo es zu einer Vermeidung kommt und Gefühle zum Schweigen gebracht werden, können sich zT erhebliche psychosomatische Beschwerden, depressive Verstimmungen, allgemeine Anspannung, sowie körperliche und geistige Erschöpfung und Verhärtung zeigen.

Gerade bei all diesen Trauerformen, in denen Gefühle häufig keinen Raum finden, bleibt die Trauer als ungelöster emotionaler Druck bestehen und kann sich so negativ auf Beziehungen und Familien auswirken –  und dies über Generationen hinweg.

Ein achtsamer und bewusster Umgang mit Trauer hingegen schafft die Möglichkeit, diese emotionale Energie in positive Heilung zu verwandeln und das Wohlbefinden zukünftiger Generationen nachhaltig zu stärken und zu stabilisieren.

Warum empathische und professionelle Trauerbegleitung wichtig ist

In unserer Gesellschaft fehlt oft das Verständnis für die vielschichtigen Facetten der Trauer. Gerade hier spielt eine professionelle Begleitung eine wertvolle Rolle: Trauerbegleiter bieten einen geschützten Raum, in dem Trauer voll und ganz da sein darf – ohne Bewertung, ohne Scham. Eine empathische und gut geschulte Begleitung hilft, tief sitzende Gefühle zu erforschen und individuell Wege zu finden, wie Trauer sanft verarbeitet werden kann.

Ein professioneller Trauerprozessbegleiter erkennt zudem versteckte Formen von Trauer, unterstützt dabei, sie ans Licht zu holen, und bietet Techniken, um psychische Belastungen zu lindern und die emotionale Resilienz zu stärken. Das ist besonders wertvoll, da so die emotionale und energetische Gesundheit von einer Generation zur nächsten verbessert wird.

Unsere Vision: ganzheitliche Heilung in der Trauerbegleitung

Mit unserem Lehrgang zum „Cert. Trauerprozessbegleiter/in“ möchten wir Menschen befähigen, Trauerprozesse professionell, einfühlsam und bedürfnisorientiert zu begleiten. Die Ausbildung ist darauf ausgerichtet, Trauernden auf achtsame Weise zur Seite zu stehen und ihnen zu helfen, die eigene Trauer zu verstehen und zu heilen. Jegliche Art von Trauer. Bei jeglicher Form von schwerwiegendem Verlust. Indem wir Trauer einen wertschätzenden Raum geben, schaffen wir Heilung – nicht nur für uns, sondern für kommende Generationen. 🌿

Trauer ist keine soziale Schwäche, sondern eine Chance für tiefe innere und äussere Transformation. In dieser Reise liegt die Möglichkeit, Freiheit und Klarheit zu finden, die weit über das eigene Leben hinaus wirken.